Mittwoch, 1. Oktober 2014

Zehntens - Stefan liebt seine kostbaren Knie




Zu den Knien schrieb ich neulich an Frieda einen Brief, den ihr hier lesen dürft, hat sie erlaubt: Eigentlich ist es ein fiktiver Brief, den ich erst 55 Jahre später schrieb.



Geliebte Frieda, gell, deine Knie sind doch sehr gut geformt. Meine vielleicht nicht so, Männer-Knie sind breiter, nicht so ausgeglichen wie Frauenknie, oder Kinderknie, sind nicht so harmonisch – von vorne gesehen. Männerknie sind breiter und stärker, scheint es. Obwohl es gerade die Frauen sind, die das eine oder andere Kind austragen müssen und starke Knie brauchen.

 
  Die Schulmädchen der 1950er Jahre -
wir Jungs haben gerne und verlegen hingeguckt

 Ich denke daran aber meine es jetzt gerade nicht: „Blut ist ein besonderer Saft“ (wie der Mephisto in Goethe´s Faust) sondern „mein Knie ist ein besonderes Glied.“ Wenn ich die kleinen Kinder hier nackt durch´s Haus rennen sehe, bewundere ich die Leistungen ihrer Knie.

Und wie ich dich tanzen sah, oh Frieda, den Boogie-Woogie damals im Loretto-Tanzclub, und alle die anderen Mädchen, bewundere ich eure Knie. Ihr habt sie uns gezeigt – ob absichtlich oder als Nebeneffekt, weiß ich nicht. Sie waren alle geschmückt mit den schönsten Strümpfen, die ihr tragt, Perlon oder eher altmodisch in hellgrauer Baumwolle. Und der dunklen Naht auf der Rückseite, die durch´s Tanzen immer wieder verrutschte. Und mit den Unterröcken mit Spitzenrand und Kleidern, die sich im Schwunge des Tanzens immer wieder anhoben.

Alle paar Minuten habt ihr euch im Tanze umgedreht um zu kontrollieren, ob die Naht auch korrekt sitzt, und seid rausgegangen um die Strümpfe wieder zurechtzuziehen. Manchmal habe ich es gesehen, wenn ein Mädchen im Flur des Clubs stand und sich vor dem großen Spiegel wieder zurechtzog. Oder zwei einander halfen nachzusehen, ob alles in Ordnung ist. Trotz dieser Umstände habe ich es gemocht, die Strümpfe anzusehen – ein starkes Symbol eurer Fraulichkeit. Und dennoch nicht etwas auf´s Fest Zugeschnittenes, sondern mit Bewußtsein und Sorgfalt alltäglich. Das war eure Art, und sie lebt nach so vielen Jahren noch immer in meiner Seele – voller Hingabe und Liebe.

Wenn ich euch bei dieser Tat im Flur begegnete, hatte ich Vielzahl von Gefühlen: klar, ich sah, wie zwei Mädchen ihre Fraulichkeit ein wenig mehr öffneten als vorher im Saal, einander öffneten.

Doch das machte mich scheu, und ich wandte mich ab – ein wenig widerwillig –, sah woanders hin, es gehört sich wohl so, dachte ich. Und ging weiter. Doch eine sooo weibliche Stimmung schwebte da im Flur, ich bin froh, daß ich dafür Zeit meines Lebens empfänglich war! Und immer empfänglicher wurde als jeweils zuvor.

 Die Naht

Wochen nach diesen Zeiten hatte ich die lähmende Krankheit. Meine Knie verloren erstmal an Bedeutung, ich konnte nicht mehr laufen, klettern, skifahren, springen, tanzen  . . .  Fast nichts mehr konnte ich. Und im Laufe der nächsten Jahre sah ich immer mehr auf meine Knie, vielleicht in der stillen Idee, sie zu verzaubern. Verzaubern, daß sie die Lähmung abwerfen könnten. Eine Art Schamanentum versuchte ich, obwohl ich nichts davon wusste. Eine Art Zauberei, also etwas geschehen lassen, was aber nicht wirklich möglich war. So wie man ohne Augen nicht wirklich sehen kann. Die Biotechnik dahinter fehlt.

Und ich sah immer mehr auf eure Knie, ging in Tanzclubs um euch tanzen zu sehen, und manche Träne floß vor Wehmut, wenn ich abseits in einer stillen Ecke saß  . . .  Und immer mehr liebte ich Knie, und bin froh, daß wir heute in einer Zeit leben, in der die Kleider kurz genug sind  . . .  Doch meine Liebe blieb lange geheim, bis ich vor ein paar Jahren begann, geliebte Knie zu zeichnen.

Ein anderer Weg entstand, die Beine so sehr zu lieben, daß ich nie in die Versuchung kam, sie geringzuschätzen. Das wäre das Verderben gewesen, wäre das Zugeständnis einer Minderwertgkeit gewesen: „ich bin nichts mehr,“ oder: „meine Beine sind nichts mehr.“ Dann wäre ich vielleicht in Depressionen verfallen

Manche Menschen haben mich angeregt, haben mir wieder ein wenig auf die Beine geholfen. Eine Frau, bei der ich zur Miete wohnte, nahm mich eines Abends und tanzte mit mir in ihrem Wohnzimmer, langsam, vorsichtig, doch es ging etwas. Der Mut kam wieder, obwohl es noch lange nicht die Art von Tanz war, wie ich es kannte.

 
die Gartenanemone bewundert mein
bunt geschmücktes Knie

 Ich liebe meine Knie, und das ist es. Ein erotisches Verhältnis habe ich zu meinen Knien  – sie sind wunderbar und bewundernswürdig. Ihr mögt mich einen Narziss nennen – ja das bin ich. Ich liebe mich ganz. Ohne den Narziss in mir wäre das Leben zu langweilig geworden, denn es fehlen ja Laufen, Tanzen, Wandern  . . .

Du kannst sehen, ich liebe Menschen-Knie überhaupt. Oder sind Knie etwa was ganz Gewöhnliches wie alles am Körper? Nein, nicht für mich. Doch wenn ich unter den Stichworten Knie, knee, gamba, knæ und so weiter unter Google-Bilder nachsehe, finde ich nur selten schöne, achtungsvolle, beachtenswerte, liebende Bilder. Knie sind im Web meistens Leistungsorgane, wenn ich den Google-Nachrichten glauben will. Meistens sind sie bedeckt mit Kleidungsstücken oder Geräten mit Schutz-Funktionen, manchmal auch bunt geschmückt, selten. Ja, sie sind Leistungsorgane, aber sie sind besonders schön!

Doch in Wirklichkeit ist es so: heutzutage können wir die Knie unserer Mitmenschen meistens nicht sehen. Das war in anderen Zeiten anders. Zu unseren Kindzeiten, als wir so zehn oder auch noch, als wir zwanzig waren, hatten alle Kinder und Jugendlichen in warmen Jahreszeiten nackte Knie, Frauen auch, Männer allerdings sehr selten. Und wenn es kalt war, zogen Frauen immer, Kinder meistens lange Strümpfe an, dann blieb die Form der Knie immer noch sichtbar. Heute zeigen nur noch wenige Frauen ihre Knie. Und Kinder fast garnicht, außer ganz kleine.

 Es ist mir, daß dieser Bub die Nacktheit seiner Knie mag – 
er trägt einen einfachen Kilt, also 
Wickelrock, um seine Beine besser zu fühlen.
Sehr verändert nach Ottolo.

Damals waren kurze Hosen das Privileg der Knaben, Männer seltener, Mädchen noch seltener, und ganz selten Frauen. Heute ist es so: Kurze Hosen werden am meisten von Frauen, dann Mädchen, dann Männern und: am wenigsten von Knaben getragen.

Einmal, oh Frieda, als meine Knie bereits gelähmt waren, hattest du Perlons an – wie ja meistens –, und das hat mich so begeistert, daß ich dich bat, auch meine Knie in Perlons zu kleiden. Du gabst mir alles Nötige, und ich habe mich noch mehr begeistert. Und da begann eine neue Lebensphase, liebend strich ich mir über meine hageren (weil atrophierten) Knie. Meine Hingabe zu den Knien hat mir viel neue Lust gebracht: ich lernte noch mehr, meine Beine, und besonders meine Knie zu lieben, verliebte mich in diese besonderen Teile meines Körpers. Strich über meine Knie in den Nylon- oder anderen Strümpfen und genoß dieses Besondere: Nylons über Knie, Knie in Nylons.

Und das war besonders gut, wenn ich mir vorstellte, wie unfähig nun meine Beine geworden waren – durch die Lähmungen. Und dennoch: so sehr geliebt!

Nun sah ich illustrierte Zeitschriften durch auf der Suche nach Bildern von Knien, und sammelte, was mir gefiel. Ein Album mit vielen Bildern von schönen Knien entstand, meistens Frauenbeine, seltener Kinder, noch seltener Männerknie – das zeigt, wie die Geschmacksrichtungen der Journalisten und Leser sind. Und später begann ich das alles selbst zu zeichnen, Bleistiftzeichnungen nach Fotos oder Erinnerungen, und meine Zeichnungen von Knien der Kinder und Frauen – in langen Strümpfen – kannst Du heutzutage im Internet sehen, als ein Blog: http://kinderstruempfe-lang.blogspot.com/. Das Blog heißt nun „alte Kindermode – die Strümpfe“. Und da seht ihr die Knie, geschmückt – nach meinem Geschmack – durch die Strümpfe. In Strümpfen sind die Knie noch besonders liebenswerter.

Doch auch die medizinischen Konstruktionsbilder der Knie zeigen Vieles: vielleicht ist es die perfekteste Konstruktion eines Gelenkes in der Schöpfung – und zudem eine der schönsten. Spiel in Gedanken nur mal durch, was du alles mit deinen Knien tun oder lassen kannst – wenn keine Lähmungen in der Umgebung sind.

 . . .  bis hin zur Verführung eines geliebten Mannes durch den Anblick und die tanzenden Bewegungen. Schon, wenn ich deine Knie sehe, verliebe ich mich in die ganze Frieda. Und wenn ich darüber streichen darf. In Strümpfen noch mehr als nackt.

Doch ungeachtet all dieser Fähigkeiten: denke mal, was sie tragen können. Ich kannte mal einen Mann, der sehr viel aß und dessen Körper sehr schwer war, er war Seemann. Ich massierte ihm mal leicht die Beine und besonders seine Knie, und ich sagte ihm, deine armen Knie können das doch nicht alles tragen! Nach einigen Monaten war er am Herzversagen gestorben, alles war zu schwer geworden – für die Knie und das Herz.

Deine Knie sind Stütze, wenn du kniest, halten den Abstand zum Boden. Hocke dich mal hin und sieh dir deine Knie an – in welcher stützenden Spannung sie dann sind. So wie der linke Bub´ hockt.

aus einem Klassenbild aus Hirzel (Schweiz) 1941
(http://www.lehrmittelverlag-zuerich.ch/tabid/316/language/de-CH/Default.aspx
 dann "Suchen", Ort: "Hirzel", Jahr 1941 und 1941, "Suchen", das erste Bild).
Dieses sind nicht etwa Strumpfhosen: du siehst ein wenig 
Haut am rechten Schenkel des linken Buben.

Sie können zittern, wenn du erregt bist. Sie können den Fußball stoßen, oder ein Kind zwischen sich klemmen, wenn du es festhalten willst. Wenn  du stürzt, gibt es eine Schorfwunde auf den Knien, die bald wieder verheilt. Doch eine Narbe mag zeitlebens bleiben und dich erinnern. Hast du beim Sturz Strümpfe oder lange Hosen an, mag es ein Loch geben. Du bist dann gezwungen,  es zu reparieren, durch Stopfen oder einen Flicken. Ich habe es auch schon erlebt, daß die Strümpfe heil blieben aber die Haut zerrissen wurde, es gab lange Wochen Schorf.

Und wenn du Nylons trägst, und deine Knie berühren sich beim Gehen oder Tanzen, gibt es ein raschelndes Geräusch, das mich sehr erregt. Oder wenn deine Strümpfe ein wenig zu groß sind oder nicht fest gespannt, schlagen sie Falten an den Knien, was ich richtig süß finde. Auf dem Bild unten fühle ich mich dem rechten Mädchen besonders nahe – wegen der Falten an den Knien. Den anderen auch, und es sind eher die Knie als die Gesichter, die mich anziehen.


in einem englischen Mädchen-Internat der dreißer Jahre

Wie lange das mit mir schon so geht, weiß ich gerade nicht. Doch erst in den letzten Wochen habe ich diese Sache gestärkt, verstärkt gespürt. Es ist eine innere Bewegung, die zwar nicht mein tägliches Seelenleben ganz ausfüllt, aber immer wieder in der Seele aufflackert, hell aufflackert. Es sind innere Bilder, aber sie kommen aus meinen Beinen, meinen Knien.

Ursachen mögen in Folgendem liegen: Gerade jetzt im Herbst fühle ich manchmal ein kühles Kribbeln an den Beinen, unter den Baumwollstrümpfen, wenn das Kühle der Luft unter dem Rock zu spüren ist. Ich entdecke immer wieder, daß so die Gefühle der Frauen früher waren. Diese Gefühle genieße ich, und das ist einer der Gründe, daß ich diese Kleidung so trage, sehr gerne trage  . . .  am liebsten meine langen, weiten Röcke und baumwollene, lange Strümpfe, manchmal fröstelnd an der Beine-Haut.

Also, ich bin mir der Gefühle an meinen Knien und Beinen sehr, sehr bewußt, sie begleiten mich den ganzen Tag, immer. Ich schreibe „an“ meinen Beinen, denn ich spüre das nicht so sehr innen doch am ehesten an der Haut. Ja, das sind die feinsten Gefühle meiner Beine, und auch der Strümpfe. Am sensibelsten im Bereich der Knie.

Wenn ich meine Knie sehr fühle – sei es schmerzend oder einfach kribbelnd oder gestreichelt oder kühl –, kommt was Neues. Zuerst hatte ich eine Vision, daß vor, oder auf meinem linken Knie eine Art Geflecht war, wie ein vertrocknetes Wurzelgeflecht, etwa zwei offene Fäuste groß ausgedehnt vor dem Knie, hier eine Idee-Skizze. Das dehnt sich auch an andere Stellen aus, an den Beinen, auch manchmal am Unterleib, alles umhüllend, einhüllend, umgreifend. Den Unterkörper bedeckend.

das visionäre Geflecht vor dem Knie


Meine Knie sind schön – jedenfalls für mich, sehr schön. Alle Knie sind liebenswert – auch weil sie so perfekte Gliedmaßen sind, Kronen der Schöpfung. Ich schmücke sie mit bunten Strümpfen und bunten Röcken und aus diesen Röcken herauslugenden Unterröcken mit rosa Spitzen.Und ich schmücke sie mit freudigen Gedanken.

Wie gesagt, sie sind meine Liebe, und ich wünschte, daß alle Menschen ihre Knie so schmücken und mir die Liebe zu ihnen erlauben.


Doch ich kenne auch die Gefährdungen. Wie oft verletzen sich Menschen ihre Knie, besonders beim Sport, Wandern oder in harten Berufen. Meniskusriss und so. UInd da habe ich um meine Knie immer wieder richtig Angst, das sind meine ärgsten Ängste, nicht selten. Helfen tut mir da nur große Achtsamkeit.


Als Trost: oft sitze ich und streichele meine geliebten Knie voller Hingabe und Zuneigung. Und das wirkt tiefer, wenn sie von Strümpfen umhüllt sind. Dann lebe ich meine Knie, dann bin ich meine Knie, sie sind das Zentrale meiner Körpergefühle.



Meine Hauptliste der Blogs ist hier:

Blogs über lange Strümpfe hier:


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