Mittwoch, 10. Oktober 2012




Siebtens - Lina oder die totale Forderung nach Liebe
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von Swami Prem Aryaman
(26. August 2009)

Als erwachsener Forscher von einigen Jahren über 50 pflegt man sich zurückzuhalten, wenn eine junge Frau kommt und die göttliche Ekstase der Liebe vor einem ausbreitet - wenn es auch keine Regeln gibt: es ist einfach so. Je höher der Rang in der Forscher-Hierarchie, desto trockener ...

Hei, glücklicherweise ist's nicht ganz so trocken in mir. Vielleicht hängt das damit zusammen, daß ich wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolg nie angestrebt habe, nie den Ehrgeiz dazu hatte. Denn die Gewalten und Ekstasen der offenen Natur hatten mich als Biologe auf's Meer gezogen und nicht die tiefen Erkenntnisse exakten Forschens in die Labors und Bibliotheken.

Eines Tages geschah es, wovon ein Mann so oft träumt: eine Werkstudentin sitzt vor mir - nachdem sie schon zwei Wochen still ihre Arbeit einfach getan hatte - und schiebt ihre Hände zögernd auf meine zu. "Schon lange möchte ich deine Hände mal berühren, du hast so schöne Hände, ich glaube, sie sind sehr gute, liebe, heilende Hände." Und sie streicht ganz leicht mit einem Zeigefinger durch meine geöffneten Handflächen. Oh Schock, nun ist es passiert, sie könnte meine jüngere Tochter sein, ich in meinem Alter, sie noch so jung, naiv und unerfahren, ich muß mich um sie kümmern, darf mich da nicht reinfallen lassen, muß sie warnen, nicht zu freigebig ...

Ihre großen Augen, blasses Blau, sehr eigenartige Augen - so groß, so offen, so ohne Scheu. Sie dringen tief. Man kann auf keine Weise unehrlich sein - sie sind wie die Augen von Kindern, dabei ist sie 23 und könnte selbst schon Kinder haben. Trägt einen Jeans-Minirock mit Trägern, blaue Strumpfhosen, ihre langen blonden Haare sind fast so lang wie der Rock - oh.

Sie hat ihre Hände in meine gelegt, Flächen an Flächen und schaut mich einfach nur an. Nur die Augen, kein Lächeln, kein ernst-Sein, einfach nur so-Sein, still, ganz lebendig.

Sie streicht mir über's Gesicht, kommt um den Tisch und steht vor mir. Sie ist so klein, daß ihr Kopf nur wenig über meinem ist, wie ich sitze.

Wir schauen uns tief in die Augen und atmen hörbar. Ich spüre die Liebe in mir, die Frau so dicht mir gegenüber, ich fühle alles in mir: den Körper, die Energien, meine Lebendigkeit, Ekstase, fühle mich so weit und ausgedehnt in dieser Welt, bin einfach diese ganze Welt, weit weg von dieser Enge meines Ich. Das ist das Leben - ist das nicht eigentlich Liebe! Mehr als das Wort Leben fällt mir nicht ein - und Lieben, aber das ist ja fast gleich.

Als sie gegangen ist, bleibt dieses Gefühl. Es bleibt Tage, und abends und nachts, wenn ich bei meiner Freundin im Bett liege und wenn ich autofahre, am Mikroskop sitze, am Schreibtisch ... überall. Ich jedenfalls fühle, wie ich meiner Freundin mit einer tieferen Energie begegne, ehrlicher, authentischer, kraftvoller. In der Umarmung denke ich an die Studentin, fühle meine Energie sprudeln und gebe es tief in die Umarmung hinein - diese Wärme, wie ich sie noch nie so schön erfahren habe.

Zwei Frauen, so verschieden. Doch es gehört zusammen.

Ein paar Tage später liegt ein Zettel auf meinem Tisch - von der Studentin Lina geschrieben: »Eine Versuchung wirst Du nur los, indem du ihr erliegst«.

Sie arbeitet wieder bei mir, aber sie wohnt in der benachbarten Universitätsstadt. Dort besuche ich sie eines Nachmittags und finde sie in ihrem Zimmer in einer kleinen Wohngemeinschaft. Wir sitzen zusammen, trinken Kakao, ihr Kater streicht umher und ist ein bißchen liebebedürftig. Lina auch, sie setzt sich neben mich auf's Sofa und streicht wieder meine Hände und dann meine von einer Lähmung dünn gewordenen Knie. Sie hat ein weites ganz buntes Leinenkleid an und wollene dunkelblaue Strumpfhosen - etwas pausbäckige Form von mädchenhafter Kleidung.

An der Wand hängen ein paar Flöten und eine Gitarre. Sie spielt etwas auf einer Querflöte. Dann schimpft sie den Kater herbe aus, weil er so miaut. Ihre Wäsche ist wirr in einem Regal zusammengestopft und allerlei Dinge liegen umher. Aber es ist eine besonders schöne Stimmung in ihrem Zimmer, warm, fraulich-mädchenhaft, freundlich, offen, ohne Geheimnisse.

Lina gibt mir einen Brief: »Vor ein paar Tagen schon, wollte ich Dir etwas erzählen, aber es kam nicht über meine Lippen. Also schreibe ich es hier auf, denn ich muß es einfach loswerden.

Es war einmal ein Mädchen, von ungefähr 11, 12 Jahren. Es war gesund und kannte keine finanziellen Sorgen. Die Pubertät kam und es begab sich auf die Suche. Doch daß das Mädchen etwas suchte, war ihr nicht bewußt, noch was es suchte. Es kam der erste Freund.

Danach folgten noch viele Freunde. Doch das, was das Mädchen suchte, war nicht dabei.

Langsam war es dem Mädchen bewußt, was es suchte. Nicht die Liebe und Wärme eines Vaters, denn die hatte sie. Nicht die Liebe und Wärme eines Geliebten.
Heute ist das Mädchen eine junge Frau. und was ist aus der Suche geworden? Vor einiger Zeit lernte die Frau einen Menschen kennen. Er war ruhig und gab viel Wärme. Die Frau nahm auf, was sie aufnehmen konnte. Sie hörte seiner Stimme gerne zu und beobachtete seine Hände.

Und so manches Mal wünschte sie, diese Hände berühren zu können oder berührt zu werden.

Hier ist die Geschichte erstmal zu Ende.

Wie sie weitergeht, kann ich nicht alleine erzählen, und auch nicht, ob oder wann sie zu Ende ist.

Denn dafür sind jetzt die beiden "zuständig" (mir fiel kein besseres Wort ein). Und wenn es denn so ist, geht die Frau wieder weiter auf der Suche nach einem Menschen, der ihr die Wärme eines - vielleicht kann man sagen - eines Bruders geben kann, eines zärtlichen Bruders?«

Ich las den Brief und wußte nicht weiter. Da ist ja meine alte Freundin, und wie kann ich mit einer solchen doppelten Beziehung umgehen, wie wird sie damit umgehen? Alles ist mir wichtig - ich kann doch nicht einfach eine solche Liebe, wie sie aus Lina ausströmt, links liegen lassen! Wie unmenschlich, nein: das wäre Verrat an der Liebe, und eine solche Liebe ist so eine seltene Pflanze.

»Du bist ein richtiger Wissenschaftler, alles muß objektiv sein, bloß keine Ungenauigkeiten - und dabei bist du so frisch, hast so ein junges Herz.«

Einmal kniff sie die Augen zusammen und sagte »... denn du könntest mir doch mal ohne Bedenken deine heiße Liebe schenken ... - willst du nicht die Nacht hier bleiben? - Ich möchte so gerne einfach mal mit dir zusammen in einem Bett schlafen, nur so. Die Wärme ist mir wichtig, deine Nähe, deine Wärme,« und sie gurrte wie man es aus Liebesgedichten kennt, dann lachte sie laut los über ihre und meine Art des Begegnens.

»Aber erst essen wir etwas zusammen«, und sie holte Brot, Käse, und machte einen Yogi-Tee. Sie legte sanfte esoterische Musik auf, so recht für die Wärme der Herzen. »Sieh mal, alles erregt mich so, schon wieder bin ich ganz naß zwischen den Beinen. Die Strumpfhose ist schon ganz naß.« Dabei hatten wir noch nicht einmal gekuschelt, uns kaum berührt.

Und wir lagen die Nacht halb ausgezogen unter einem riesigen Federbett - nicht einmal richtig nackt.
Aber irgendwann in der Nacht meinte sie, so geht das nicht weiter und legte sich auf meinen Bauch - still, und wir schliefen so eine Weile.

Am Morgen wollte ich früh aufstehen, um rechtzeitig zur Arbeit zu kommen, aber Lina sagte, das geht nicht. Bleib noch etwas. Sie war unerbittlich - wie kann man da einfach wegfahren? Und so blieb ich noch ein paar Stunden, immer mit dem Gefühl, vielleicht will im Institut schon jemand etwas von mir, und ich bin nicht da, das ist nicht recht.

- sie war unerbittlich: eine so süße Frau, mit einer solchen Zuneigung, so viel Vertrauen, so viel Liebe. Ihre Stimme konnte so weiblich sein, so klar und fein, sehr hoch und doch ganz natürlich. Aber sie konnte auch ganz schön herbe sein - wenn auch nur im Spiel - zu ihrem Kater. Wenn wir standen und uns in die Arme nahmen, war ihr Scheitel noch ein Stück unter meinem Kinn. Ihre langen blonden Haare hatte sie in einem Zopf geflochten und mit einem dieser wolligen Haargummis zusammengebunden - ich übernahm diese Sitte bald, denn meine Haare waren auch ziemlich lang. Ihre Wangen waren so zart - sind sie wirklich zarter als bei anderen jungen Frauen?

Wir trafen uns ein paar mal, aber meine Freundin Etta mochte das gar nicht. Sie schrieb mir etwas später, »mir fällt es schwer, damit umzugehen, daß Lina die gleiche Beziehung zu dir hat wie ich. So ganz wohl ist mir einfach nicht dabei. ... Ich bin verwirrt auch deshalb, weil ich von mir aus alles nur einem Mann geben kann und nicht gleichzeitig noch anderen die gleiche intensive Liebe geben kann.«

Ettas Verstimmung nahm zu und wir hatten einen sehr traurigen Abend miteinander. Vorher hatte ich Lina angerufen und ihr vorsichtig zu sagen versucht, daß wir etwas mehr Abstand .... Und da war sie so erschrocken und hat am Telefon geweint und ich auch und später bei Etta noch mehr. Es war alles wirklich sehr traurig.

Am nächsten Tag kam ein Brief von Lina:

»Ein Tempel wird gebaut.
Stein für Stein
Skulptur für Skulptur.
Erst langsam und zart,
dann schnell.
Der Tempel (vielleicht Khajuraho) steht!
Welche Pracht.
Höchstes Glück.
Freude, Wärme, Harmonie, Liebe.


Aber dann:
Ein Blitz. Ein Schmerz. Ein Schrei: N e i n.
Es tut weh, sehr weh.
Der Tempel spaltet sich in der Mitte.
Alles erzittert.
Lärm, Getöse, Ohnmacht.
Als ob man einem Menschen, bei lebendigem Leibe
das Herz herausreißt.
Krach, Staub, Zittern.
Der Tempel ist eingestürzt.
Alles dem Erdboden gleichgemacht,
graue Trümmer und Staub.
In der Erde klafft ein tiefes Loch.
Hier und da
Stücke von einer zerbrochenen Frauenskulptur.


Und ich sitze dazwischen
und spüre mein Herz nicht mehr.«

Totale Verwirrnis bei mir. Ich fühle mich überfordert. Ettas Liebe, Linas Liebe, meine Liebe zu beiden - alles ist doch o.k. Haben wir Menschen nicht so viel Liebe in uns, daß wir freigebig in alle Richtungen geben können? Wer verliert in so einem Fall was? - außer etwas Zeit? - aber Zeit ist ja nicht Ettas Problem. Sie kann es nicht ertragen, wenn ihr Geliebter seine Liebe noch gleichzeitig anderen gleich intensiv gibt. Meine Trauer geht weiter.

Ich fühle mich eingedrängt zwischen Ettas Art, die Sache nicht annehmen zu können, und Linas ganz starker Liebe. Ich will doch so eine Liebe nicht einfach ablehnen - das wäre doch das Schlimmste - wo Liebe doch die stärkste und religiöseste Art ist, Mensch zu sein. Es gäbe nur einen Grund: daß Zeit und Energie fehlen - aber das ist hier nicht der Fall. Und außerdem ist Linas Art, mir ihre Liebe zu geben, etwas so schönes, ihre Freundschaft so tief - da würde ich mir selbst ein großes Leid antun, wenn ich mich zurückzöge. Das gilt auch für meine Liebe mit Etta, wenn auch unsere Art einander nahe zu sein, ganz anders ist.

Ich fühlte die Versuchung, zu Etta nicht mehr von Lina und unseren Treffen zu erzählen. Aber das wäre ganz schlimm geworden und hätte unsere Lieben total belastet, alles wäre bald zusammengebrochen. Und so blieb ich bei einer gewissen Offenheit. Ich zog mich etwas von Lina zurück - doch dann kam ein Brief:

»Lieber Brummbär, ich weiß, mein Anspruch ist wohl zu groß. Genauso groß ist meine Sehnsucht zu dir. Vielleicht ist meine Liebe zuviel für dich, vielleicht auch zu tief. ... Ich laß dir die Freiheit und die Zeit, die du brauchst, auch wenn es mir weh tut und ich traurig bin. Ich hatte mich doch sehr auf das Zusammensein mit dir gefreut. ... So manches Mal könnte ich schreien. Da möchte ich mich am liebsten in den nächsten Zug setzen und zu dir fahren.

Am Mittwoch nacht tue ich es auch. Es wird dir gehörig schwerfallen, mich davon abzuhalten. Und das ist nur der Anfang. ...«

Innerlich mußte ich zugeben: diese Liebe war etwas zu viel für mich. Ich hatte noch nie so etwas erlebt. Hätte ich mich ganz hineinfallen gelassen ... ich hätte alles andere fort geworfen, verlassen. Das ist ja gerade das Ideal von Menschen, die einer höheren Erfahrung zustreben wollen, und ich hatte auch einen spirituellen Weg der Vollendung gewählt - wenn es dann aber so nahe kommt ... oh je, da bekomme ich Angst. Was wird danach kommen? Wovon soll ich leben? Was werden die anderen Menschen mit mir anfangen?
Einmal schrieb Lina in einem sehr hübsch hergerichteten Brief:

»Mit Liebe, und alles was darüber hinausgeht, erfülltem Herzen, schreibe ich dir diesen Brief.
Offenheit, Freundlichkeit.
Wann wird unsere Beziehung endlich tiefer gehen? Ich liebe, ich bin so davon erfüllt.
Es gibt nur einige, wenige, die so offen sind, sie anzunehmen.
Aufzunehmen. Aber keiner wagt es, sie ganz aufzunehmen.

Ich brauch´ dich, weil du für diesen Moment der einzige bist, der fähig wäre, sie zu nehmen und wiederzugeben.
Ich brauche dich, um meinen Weg weiter gehen zu können, der darauf wartet, von mir betreten zu werden.
Bitte gebe mir! Du wirst es nicht bereuen. Auch du, liebster Freund, wirst dadurch reicher werden. Sei offen. Lass' meine Liebe an dich heran, lass' uns zusammen für eine zeitlang tief versinken.

Ich komme, ich gebe und nehme, und ich gehe.
Ich weiß, daß wir nicht viel Zeit füreinander haben werden.
Ich stehe mitten auf einer Treppe, die letzten Stufen wollen erklommen werden, damit dann vor mir mein Weg liegt. Mein Herz ahnt, wohin dieser Weg führt.
Ich gehe langsam und bedächtig, immer weiter.
Soll meine Treppe denn ein Loch haben? Du kannst es mitentscheiden.
Schiebe unsere Zeit nicht zu weit auf.
Ich werde gehen, aber vorher muß ich mich tief in deinem Herzen aufhalten und jetzt bin ich noch nicht tief genug.«

In diesem Brief liegt das Angebot, mit Lina zusammen total zu werden, ganz Mensch zu werden, alles übrige, das nicht dazu passt, abzuwerfen - und warum habe ich's dennoch nicht gewagt? Ich klammerte mich zu feige an dieses Leben, das nur ein lauwarmes Leben ist - wie bei allen anderen Leuten auch. Ich traute mich nicht heraus aus unseren Sicherheiten: gutes und sicheres Gehalt, ehrliche, klare und gute Anschauungen, feste, treue Freundin, eigenes Haus ... und wenn ich Linas Aufruf total ernst genommen hätte: ich hätte das alles verlieren können, und Lina bald auch wieder.

Zwar: dies war eine einmalige Chance - aber wer weiß? - vielleicht kommt statt dessen auch nur das tiefe schwarze Loch. Diese Chance: was soll denn das eigentlich? Was bedeutet es schon, ganz und total Mensch zu sein, wenn alles andere verloren geht? Wer ist schon ganz und total Mensch? Gibt es die? Ich kenne nur einen in dieser Zeit: den indischen erleuchteten Meister Osho. Aber ist dies überhaupt die richtige Art, damit umzugehen? Bin ich da nicht auf dem Holzweg des Verstandes, des Kennens, Meinens, Denkens, anstatt mich ganz hineinzugeben? Wann kommt ein solches Angebot wieder in diesem Leben?
Sie kam am Mittwoch abend, und es wurde einmalig. Es wurde eine schönes Zusammensein - aber die Chance habe ich nicht ergriffen. Wie macht man das denn überhaupt?

Deswegen habe ich nach dem letzten Brief einen Plan gemacht, habe irgendwo angerufen und mein Kommen mit Freundin angekündigt, bin zu ihr gefahren und habe sie ganz kurz im Auto "in's Blaue" mitgenommen. Wir kamen bei Siddhartas Kristall-Bauernhaus an und hörten als erstes, daß eigentlich kein rechter Platz sei usw. Aber wir haben uns ohne Diskussion in den wunderschönen Meditationsraum gelegt, wagten aber keine großen ekstatischen Szenen - das gehört sich in einem solchen Raum nicht!

Die Leute waren gerade etwas ungehalten in dem Haus, und so fuhren wir am nächsten Tag weg, ins Grüne, legten uns nackt in die Sonne, nahe einem kleinen Wanderweg, und genossen einfach das So-Sein - aber der große Knack kam nicht. Irgendwie fehlt mir da was. Lina sag: was ist es? wo hinein lasse ich mich nicht fallen? Ist es denn das Besondere, sich als alter Mann mit einer jungen Frau nackt in die Sonne zu legen - wo immer mal Leute vorbeikommen?

Irgendwie war das denn auch der Höhepunkt. Danach wurde unsere Beziehung etwas weniger stark. Ich machte dauernd Bemerkungen, um sie darauf hinzuweisen, daß das Leben nun mal nicht so ekstatisch ist.

Und nun, wie ich das zwei Jahre später schreibe und die Briefe und Zettel wieder lese, werde ich schon wieder traurig: eine verpasste Chance! Wozu bin ich denn eigentlich Sannyasin von Osho geworden, wenn ich da nicht total hineingehe? Ist denn alles leere Spinnerei, was ich über Liebe, Freiheit, Fallenlassen, ganz-Mensch-Sein höre und selbst sage und schreibe? Bin ich denn weiter gekommen als die anderen, als Etta, als die anderen Menschen, die man so kennt?

Wird es so eine Chance in diesem Leben noch einmal geben? Noch immer weiß ich nicht, was diese Chance denn eigentlich bedeutet, was wäre denn geschehen?


Abgesehen von den geänderten Namen ist diese Geschichte fast wörtlich so geschehen, und ich bin dankbar, daß ich sie hier veröffentlichen kann, auch Lina ist offen für eine solche Veröffentlichung, ich habe das mit ihr abgemacht.

Lina vor einigen Jahren

Ja, da war ich 55. Es war also 1987. Danach trafen wir uns seltener oder häufiger. Bei der Feier meines 70. Geburtstages spielte sie zusammen mit Ihrem Sohn, bei dessen Geburt ich dabei sein durfte. Dann zog sie ins Ausland - doch vor ein paar Tagen besuchte Lina mich nach langer Zeit wieder. Am nächsten Tag schrieb sie mir unter anderem: 

Lieber Stefan,
Danke für das Treffen bei dir....
Es war sehr schön mit dir...alte Erinnerungen kamen hoch......die sehr berührt haben.....
Du hast mir viel gegeben und ich habe durch dich mich kennen gelernt, . . .


Stefan, ich wünsche dir viele glückliche Tage
In Liebe deine Lina















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Elftens – Stefan´s Liebe zum Tamilen-Land (TamilNadu, Süd-Indien), die tamilische Musik, die tamilischen Frauen.





Dieses bunte TamilNadu!


Diesen Bericht habe ich verlegt nach:





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