Donnerstag, 31. März 2011

Erstens - Frieda radelt mit Stefan zum Ursee (1954)

In diesem Blog "Stefan´s erotische Geschichtchen" habe ich einige Geschichten angesammelt, die zwar fiktiv sind aber doch einige eigene Erfahrungen widerspiegeln. Fast alles hätte wirklich so sein können.

Wenn ich ein Mädchen gewesen wäre, hätte ich auch die Mädchenerlebnisse an mir erfahren können, so aber habe ich sie nur abgeguckt. Danke Euch Mädchen für Eure Offenheit.


Die einzelnen Posts haben am Anfang eine Nummerierung ("Erstens ..."), 
das zeigt die Reihenfolge der Niederschriften.
Rechts im schwarzen Feld seht ihr das Blog-Archiv mit allen Posts in diesem Blog, die ihr anticken könnt.  Andere Geschichten von mir sie sind nicht alle erotisch, aber auch nicht ganz nüchtern ... findet ihr hier: http://mein-abenteuer-mein-leben75.blogspot.com/ .




„Laß uns morgen nachmittag mal zum Ursee fahren, mit unseren Rädern,“ sagte Friedhella leise, während sie neben mir am Labortisch stand und eine Messung titrierte. In langen Laborkitteln stand der ganze Kurs von 12 Studenten so und lernte titrieren, also Tropfen für Tropfen die Reaktionsflüssigkeit in ein Glas fallen lassen. Dort färbte sich die Flüssigkeit rosa und ganz plötzlich knallrot – und das war der „Umschlagpunkt“, wie der Assistent es nannte. Ablesen, was an der Bürette abzulesen war, in eine Liste eintragen. Und das mehrere Male – Chemiepraktikum im Biologie-Studium.

Ich sah ihr fragend ins Gesicht, – „na hoch oben im Schwarzwald. Mehr sag i´ net.“ Dann Pause, Mittagspause, wir hängten die Kittel an die Wand und gingen in die Mensa, sorgfältig und fast elegant gekleidet. Wie das zum Studium so war: schließlich war es etwas Besonderes, studieren zu können, wer konnte sich das schon leisten.

Das Chemische Institut ist in einem modernen, aus Betonplatten zusammengebauten Gebäude, nicht weit vom mühselig wieder reparierten Zoologischen Institut in einer Art verrotteten Park. Alles war vom Krieg zerbombt worden, doch die neue Zeit brachte neue Universitäten. Zwischen die Trümmer gebaut. In der Zoologie sezierten wir Tiere und erfuhren, wie sie von innen aussehen – ich fand das entwürdigend für die Tiere und fand nur darin etwas Rechtfertigung, daß dieses Lernen uns helfen konnte, die Natur zu schützen, indem wir sie kennenlernten. Jahre später merkte ich, daß das eine Einbildung war – was konnten wir schon schützen?

Ich trage gebügelte dunkelgraue, lange Hosen und einen beige Pullover, Baskenmütze. Frieda – wie wir sie nannten – ganz ähnlich doch statt Hose einen feinen Rock und beige Nylonstrümpfe. Dieser Aufzug von uns liegt mir nicht, ich mag diese Eleganz nicht, finde sie unecht, weit weg von der Natur. Schließlich studiere ich Biologie wegen der Natur, der ich mich sehr nahe fühle. Näher als dieser sogenannten Eleganz. Und die Chemie ist ein Zugeständnis an den offiziellen Studienplan, etwas reichlich fremd und abstrakt.

Freitag Nachmittag, wieder nach stundenlangem Titrieren. Schnell fahre ich in meine Bude in der Jan de Weerth-Straße und wechsele gegen Wanderkleidung, das ist eine lederne kurze Hose und eine Windbluse (ähnlich dem Anorak). Die Hosenbeine umgeschlagen, wie das so üblich ist, eher bei Schülern als bei Studenten. Wir treffen uns beim Bertholdsbrunnen und radeln Richtung Kirchzarten und Höllental. Erst geht es noch, doch hinter dem Gasthaus Steinen müssen wir bald schieben, die Straße ist zu steil (Fahrrad-Gangschaltung ist nur ein Wunschtraum – gibt es sowas überhaupt?). 


Links der Eingang zur Ravenna-Schlucht, unter dem Eisenbahn-Viadukt durch. Wir stellen die Räder an einen Brückenpfosten und laufen ein wenig hinein – Frieda ist aus dieser Gegend und kennt manches, auch dies, doch es würde die falsche Richtung zum Ursee sein, meint sie. Und ob wir da drinnen überhaupt die Räder schieben könnten? Wir klettern auf den Felsen und zwischen den kleinen und großen Wasserfällen umher, uralte Bäume . . . Der Pfad ist schmal und zum Teil von Stämmen versperrt – also klettern. Frieda hat ihr „Wanderkleid“ an wie sie sagt, ein hellgraues Flatterkleid, das die Knie eben frei lässt – wenn sie steht. Doch beim Klettern muß sie es oft anheben und ich sehe – wenn ich hinter ihr bin – ihre faltigen und derben Strümpfe („Wanderstrümpfe“), gestopft, ein wenig schief gezogen . . . das ist sehr reizvoll, und manchmal wende ich mich ab, um nicht zu blick-gierig zu sein. Eine Art, um sich zu verlieben. Da komme ich mir in den Ledernen recht grob vor – doch vielleicht mag sie das. Ich mag´s nicht so gern, doch für das Wandern . . .

Viele umgestürzte Bäume, viel dickes Moos, Kräuter-Gewirr zum Nicht-durchkommen, wildes Wasser, bräunlich – „oben sind moorige Wiesen“, sagt Frieda –  und „sieh, hier sind alles Fichten und Laubbäume, weiter oben in den Bergen sind es Weißtannen. Da oben gibt es die Weißtannenhöhe.“ Sie sagt, „sonst hörte ich hier Wasseramseln singen, aber heute . . . ist keine hier.“ Doch wir sehen eine, wie sie in das stürzende Wasser taucht um Würmchen zu fangen, denke ich.

Wir müssen einen Platz zum Schlafen suchen, gehen hinab zu den Rädern und schieben sie weiter die Straße hinauf nach Hinterzarten. Na dieser Ort ist so, daß wir da nicht übernachten können – ist hier wohl eine Jugendherberge? Jedenfalls finden wir keine. Frieda sagt, „da oben bei Breitnau ist das Gasthaus zum Löwen, die kennen meinen Onkel Georg, der hier während des Krieges mal als Soldat war, und nun sind die immer noch befreundet.“ Es ist noch ein mühsamer Weg die Straße hinauf, wir setzen uns auf ein Mäuerlein vor dem Löwen, und Frieda weist auf eine Waldhöhe gegenüber, „sieh, das ist die Weißtannenhöhe.“ Ich lerne den Unterschied zwischen Weißtannen und Rottannen, oder Fichten, wie wir im Norden sagen.

Im Löwen ist der alte, dicke Wirt, der „Löwenvater“, der sich sehr über Frieda freut und uns einen einfachen Schlafplatz in einem Knechtezimmer anbietet, frei. Dann lädt er uns noch zu Sahne-Meringue ein und meint, „wir haben noch ´n guten Glottertäler Wein, extra was für besondere Gäste.“ Ein Glas für uns beide bitten wir, und nippen eher als trinken, „das mit dem Wein liegt mir nicht,“ sagt Frieda zu mir, „er behindert das klare Denken – und das ist  mir das Höchste.“ „Er behindert die Klarheit im Kopf, gel, meinst du das so?“ Frieda nickt und schiebt das Glas etwas weg. „Mein Vater hat viel getrunken – nur, wie er sagte, gute Sachen. Doch abends nach dem Abendbrot fing er an, und bald war von seinen klaren Sinnen des Tages nicht mehr viel zu spüren. Da war es mir auch egal ob der Wein ein guter war. Und tags war er ein so klarer Mensch! Und dann ging ich in mein Zimmer, und er saß mehr oder weniger allein da.“

Wir lassen das halbvolle Glas stehen – der Löwenvater mag sich seine Gedanken machen.

„Legen wir uns zusammen in ein Bett?“ Frieda zieht schon ihr Kleid und Unterkleid hoch und ich sehe die Strumpfhalter, an die ihre Strümpfe angehakt sind – und das Ganze an einem schmalen, rosa Hüftgürtel. Gleich werde ich ganz erregt, denn so ein Anblick . . . bei einem geliebten Mädchen . . . und sie schlüpft unter die plüschige Decke und ruft mich dazu. Ich ziehe meine Lederhose runter und den Pullover über den Kopf . . . keine Strumpfhalter oder was anderes zum Angucken.

Meine Mutter hatte solche Hüftgürtel, und ich mochte sie gar nicht, aber nun? Jetzt ist es was anderes. Na ja, meine Mutter trug sie um schlanker zu wirken, die schlanke Frieda aber um ihre Strümpfe zu halten. Da ist vielleicht der Unterschied. Lange Strümpfe mag ich gerne, sie sind eine so echte Kleidung, und Frauen müssen in meinen Augen echt sein.

Bei Sonnenaufgang stehen wir auf und fahren wieder hinunter nach Hinterzarten. Und bald erreichen wir das Städtchen Titisee. Wie wir durch den Wald auf der Schwarzwaldhochstraße neben dem Titisee radeln, machen wir eine Pause, gehen in den Wald – und da finden wir einige halb Meter hohe, blaue Blumen – „Milchlattich,“ sagt Frieda, „ich habe sie hier noch nie gesehen. Eigentlich zähle ich sie zu den Alpenblumen.“ Da ist auch wieder die Bahnstrecke.

Frieda kennt die Waldwege, und nach auf und ab und mehr Schieben als Trampeln kommen wir oberhalb des Dörfchens Falkau wieder ins Helle. Wir fahren die Straße entlang und wieder ein Seitensträßchen, und am Waldrand halten wir an einem alten Bauernhäuschen. „Hier ist es, das Limnologische Institut von Herrn Professor Elster.“ Sie war schon hier und hat ein Praktikum gemacht – Plankton in den Bächen bestimmt, gezeichnet und beobachtet. „Da war der Jürgen Schwoerbel Assistent, der wusste viel und hat uns weit geleitet. Nur war er so schüchtern.“

Und er ist auch heute hier. Freundlich und zurückhaltend. Wir sehen ins Mikroskop, und da schlängelt sich ein Würmchen. In einem anderen eine „Planarie“, ein platter Wurm  mit Augen, ähnlich wie Egel, sind aber keine Egel, sagt Schwoerbel, „Ihr könnt sie in allen Brunnen finden.“ Ich mag sie, und als wir später diese hölzernen Brunnen vor den Bauernhäusern ansehen, kriechen die Planarien darin umher, etwa ein bis zwei Zentimeter lang.

An einem Tannenwaldrand sagt Frieda, „da drüben hat Wolfgang im Baum neulich eine ganze Brut Wachholderdrosseln beringt, für die Vogelforschung. Er zeigte mir das Nest von unten, war nur drei Meter hoch oder so. Vier Junge.“ „Nun sind sie ja ausgeflogen. Benutzen die das Nest mehrmals? Sonst könnten wir es ja holen.“ „Nein, die brüten nur einmal im Jahr, und in einem Jahr haben sie´s gewiß vergessen – dennoch, ich habe keine Lust, es gehört da oben hin. Außerdem, ich klettere nicht da rauf, habe ein Kleid an.“

Irgendwie kommen wir an einen großen Teich, den Windgfällweiher. Da liegt ein Gasthaus am Waldrand, aber wir fahren weiter – wozu ein Gasthaus? Ein wenig essen wäre doch gut, und wir kehren um, zwei Spiegeleier mit Kartoffeln, Milch.

Bald erreichen wir die Gegend des Ursees, an der Straße legen wir die Räder ins Gras und gehen über Wiese und Mooriges bis an ein paar Bäume, die den See umranden. Ein Schild, „Naturschutzgebiet“, doch wir gehen weiter, schließlich sind wir Biologiestudenten und müssen sowas alles sehen (etwas arrogant, nicht wahr?). Wir sind ja so vorsichtig, machen nichts kaput, gehen barfuß. Zwischen den Bäumen glänzt das Seewasser – na, ein See ist es nicht, eher ein großer Teich. Der Boden schwankt, Moorboden, wir legen uns auf den Bauch und sehen ins Wasser, das klar und schwarz ist. Der Moorboden ist nur zwei Zentimeter höher als die Wasseroberfläche. Senkrecht ist die Kante des Moorbodens, braun, torfartig. Ich fasse ins Wasser entlang der senkrechten Kante, sie ist gewiß einen halben oder ganzen Meter tief.

Frieda zeigt mir etwas Weißes, Schleimartiges, Handgroßes an einem untergetauchten Baumast. Ist aber einigermaßen fest: „ein Süßwasser-Schwamm, ist hier nicht selten. Manche sind grün.“

Dann nehme ich meine Taucherbrille und sehe ins Wasser, nun ist alles klar zu erkennen, aber da ist nicht viel. Nur braun-schwarze Tiefe, ein paar kleine Fischchen. Frieda sagt, „der soll 10 Meter tief sein. Magst du da drin mal tauchen?“ Doch da sperren alte Baumstämme im Wasser, und ich tue es nicht. Außerdem ist das hier ja Naturschutzgebiet. „Das Wasser ist sehr sauer – na, eben Moorwasser.“

Wir liegen nebeneinander auf dem Moorboden und sehen ins Wasser, Moormoos, „Sphagnum,“ sagt sie. Wir legen einander die Arme auf die Rücken. Die Nacht im Bett im Löwen waren wir einander nicht so nahe wie jetzt hier. „Wir haben doch Decken mit, da können wir irgendwo am Waldrand schlafen – die Nacht meine ich.“ Ich streiche über ihren Rücken nach unten und fühle unter dem Kleid die Unterkleidung, die Strumpfhalter und all das. „Trägst du immer Strümpfe?“ Für mich gehören sie zum Fraulichen, doch wer weiß . . .


„Ja, ich trage nimmer welche, schon seit meiner Kindheit. Das ist doch so bei Mädchen, oder? Mir macht es außerdem Spaß, auch die Strumpfhalter mag ich gerne am Körper, manchmal sticke ich mir kleine Stoffröschen drauf.“ Ich ziehe ihr Kleid ein wenig hoch –  „darf ich doch, ja?“, sie nickt leise und ein wenig verlegen. „Streich mir mal über die nackte Haut zwischen den Strümpfen und dem Hüfthalter.“ Und mit der Hand schiebt sie meine Hand mehr zum Po hin, unter dem Hüfthalter ist sie nackt, das macht nun mich verlegen. „Darf ich das?“ Frieda legt ihr Gesicht fest auf die Kräuter unter uns und schnauft und zittert ein wenig. Ihre Zöpfe liegen auf dem Moos und zittern mit. Das Zittern überträgt sich auf das Wasser, das an der Oberfläche kleine Wellchen bekommt.

„Ja, ja,“ sagt Frieda, „so ist das Studentenleben, besonders der Bio-Studenten.“ Wir liegen nun Bauch an Bauch und streicheln uns zärtlich hier und da, am meisten die Gesichter. „Wir müssen doch alles kennen lernen, denkst du nicht auch? – Kennst du denn schon alles?“

„Wahrscheinlich nicht,“ sage ich, „ich denke, du kennst sehr viel mehr.“ „Ach das darfst du nicht denken, damit schiebst du mir die Verantwortung zu, obwohl du nicht weißt, was ich wirklich weiß – oder nicht weiß.“

Ja, das ist ein Problem.

Bald sitzen wir in einer alten Sandgrube an einem Feuerchen. Einander gegenüber – und Frieda lässt mich ein wenig unter ihr Kleid sehen, und ich sitze so, daß sie in meine kurze Lederhose sieht. „Was hast du denn da für ´ne Menge weißen Stoff drunter?“ „Ach meine Unterhose, die ist so weit,“ und stehe auf, gehe ins Gebüsch und ziehe sie aus. „´n bißchen Gleichheit ist doch recht schön.“

„Hast du eigentlich die vielen Orchideen auf der Wiese am See gesehen? Deswegen hat man den See unter Schutz gestellt.“ „ . . .  und den Reiher, der abstrich als wir kamen, und der nicht zurückkehrte?“ „Wir waren ihm wohl zu viel – außerdem wird er da nicht viel zu fangen haben, keine Fische. Der Windgfällweiher ist gewiß besser, doch da verscheuchen die Leute immer die Reiher; wollen die Fische selbst essen. Nahrungkonkurrenz, oder?“

„Weißt du, den Professor Elster, der die Station in Falkau betreibt, mag ich sehr gerne. Er weiß so viel und erzählt davon aus innerer Freude, finde ich. Und bereitet immer wieder Studentenexkursionen in den Süden vor.“

Frieda sitzt mit ausgestreckten Beinen im dürren Gras und streicht ihre Beine entlang, „das ist ein sehr gutes Gefühl, mach das auch mal mit mir, streich mal über meine Strümpfe, das mag ich mehr als wenn man über die nackten Beine streicht. – hm, besonders an den Knien, und ganz oben wo die Strümpfe aufhören.“ Ich finde Menschenbeine etwas ganz Besonderes, sie sind so lang, und schön, meistens jedenfalls. Und Mädchenbeine sind noch schöner.

Für Menschenbeine interessiere ich mich seit mein Großvater sich einen Bypass neben seine verstopfte Arterie in den Oberschenkel legen ließ. Ausführliche Operation, drei Wochen Krankenhaus. Er erzählte viel davon, und nun sehe ich im Geist immer diese Arterien in den Beinen von Leuten. Besonders wenn die Beine nackt sind oder nur Strümpfe anhaben.

Ich frage wieder nach dem Hüfthalter mit den Strumpfhalterbändern dran, „hast du das immer so?“ „Nein. Auf dem Fahrrad wäre es besser, weiter oben am Bauch einen Strumpfhalter-Gürtel zu tragen. Denn der Hüfthalter rutscht beim Radeln leicht runter – hast du nicht gesehen, daß ich ihn ab und zu hochgezogen habe?“ Nein, da bin ich wohl zu scheu, habe weggesehen, wenn sie sich am Kleid zu schaffen tat.

In einem Gebüsch finden wir einen Schlafplatz. Wir wickeln uns in unsere Decken, aber zusammen natürlich. Eine Art Höhle zwischen Büschen, vorne sehen wir raus auf die Wiesen, da laufen mal Rehe rum, auch Hirsche später, ganz dicht liegen wir zusammen, Eulen fauchen oder rufen, es ist ein starkes Erlebnis, mit einer Frau zusammen zu liegen, die Strümpfe an den Beinen hat – ich wünsche, daß ich auch welche hätte. Wir sehen sogar eine Nachtschwalbe über´s Gras huschen. Der Mond scheint, und wir sehen einander die ganze Nacht an, erst morgens nach dem Monduntergang schlafen wir etwas.

Nun weiß ich warum ich gerne Strümpfe hätte: es ist morgenkalt, und in langen Strümpfen wäre es gemütlicher, die Lederhose ist zu kurz. „Ja, die besorgen wir, wenn wir zurück sind.“ Nochmal zum Ursee, da ist die Stimmung anders als gestern, betaute Spinn-Netze, und an einer Stelle im See entdecken wir eine Wasserspinne unter ihrer Luftglocke. Ein wenig singen noch die Nachtigallen, doch der Frühsommer vergeht. Sogar die Wachholderdrosseln hören wir einmal schackern. Wir liegen wieder am Seeufer, alles ist naß, und es ist genüßlich, wenn das Nasse durch die Kleidung an die Haut kriecht – fast wie eine Planarie fühle ich mich.

Am Windgfällweiher lassen wir uns Kakao geben, und nochmal Spiegeleier mit Bratkartoffeln. Die Straße vom Ursee her ist einigermaßen gerade, wir mussten nicht schieben. Wenn es bergab geht, flattert Frieda´s Kleid, und sie lässt es so wie es will. Der Fahrtwind weht ihr an den Leib. „Was trägst du im Institut an den Beinen? Auch solche Strümpfe?“ „natürlich nicht, sondern Eleganteres. Nylons, doch die Halter sind wie heute an Hüfthaltern angeknöpft. Das ist nun mal Damenkleidung, weißt du das nicht?“ 

Doch ich weiß es, aber ich möchte immer wieder darüber mit ihr sprechen, das ist ein Stück meiner Liebe. „Liebst du mich auch so wie ich dich?“ „Hm, ja, sehr wahrscheinlich. Besonders weil du so offen über all das sprichst, was dich gerade berührt – zum Beispiel meine Kleidung. Wo mir das doch selbst so viel Spaß macht – über meine Kleidung zu sprechen – und sie dir zu zeigen.“

Während der Abfahrt durch´s Höllental machen wir eine längere Pause in einer Felsennische. Es ist dort still, und wir sind allein. Am liebsten möchten wir nochmal zusammen schlafen – aber morgen geht das Chemiepraktikum weiter, und da müssen wir wieder frisch sein, es braucht da so viel Aufmerksamkeit. Doch nun gibt Frieda mir eine Einweihung in etwas, wovon ich noch nie gehört hatte. Was ich noch nie erlebt hatte.

„Wir setzen uns mit überkreuzten Beinen, einander gegenüber – kannst du das für länger?“ „Ja, so sitze ich seit ich Kind bin. „Ich sehe in deine Augen, ohne Plinkern. Geht das? Und du in meine. Ohne Mühe, nicht krampfen, ganz locker.“

„Wir summen einfach, wie es am einfachsten geht, einfach Summen.“

Summen, wir stimmen unsere Stimmen aufeinander ein. Frieda bewegt langsam ihr Arme im Kreis, den linken rechtsherum, den rechten linksherum, in der Mitte treffen sie sich und drehen weiter.

Ich tue es ebenso – und Summen. Eine lange Zeit so, dann hört sie auf und legt ihre linke, flache Hand auf meinen Unterbauch, eben über dem Penis. Ich summe und drehe weiter, und sie sagt leise, „aus meiner Hand strömt Wärme in deinen Unterbauch. Spürst du es? Mach es ebenso mit mir.“ Ich tue es, und spüre auch, wie etwas aus ihrem Unterbauch in meine Hand strömt, ich möchte sagen, Liebe strömt in meine linke Hand.

Wir sehen uns in die Augen. Tränen kommen in meine Augen. Was geschieht da nun? „Siehst du, das ist Liebe, viel weiter als nur Küssen und Sex.“

„Zeig mir deine Tränen, es sind Tränen der Liebe. Hier siehst du meine.“ Zuerst laufen Strahlen aus meinem Unterleib nach unten, in  die Erde, auf der ich sitze, erscheint es mir.

Ich summe weiter, Schluchzen dazwischen. Frieda legt ihr Hand etwas höher eben unter meinen Nabel, und wieder wie vorher. Nun strahlen Lichter scharf und gebündelt aus dem Unterbauch dieser intensiven Frau. Sie kommen von da zu mir in meinen Unterbauch, solche Gefühle habe ich.

Und so geht es weiter, eine halbe Stunde bis zum obersten Punkt oben auf meinem Kopf. Dem Scheitel. – Frieda´s Augen sind ganz dunkelbraun, fast schwarz, ihre Haare dunkel . . . die Brauen und Lider auch, und naß. Ihre Stimme ist so weich, etwas wie ein Kind. Wenn sie spricht, oder wenn sie zuhört, gehen ihre Augen nach links, nach rechts, volle Aufmerksamkeit. „Ist das schon Liebe?“ frage ich leise.

„Ein wenig, aber sieh, ich möchte mit dir weit über die Liebe hinausgehen – jenseits der Liebe! – Das ist vielleicht nichts für heute abend, wir sollten einander erst noch näher kommen.“

Frieda streicht ganz leicht mit einer Hand, ganz langsam über mein Gesicht, von oben nach weiter unten, über den Leib, bis hinunter an den Raum zwischen den Schenkeln. Dabei summt sie mit ihrer hellen Stimme. Und da bleibt die Hand liegen und berührt meine Genitalien. Vibriert ganz wenig. Und die andere Hand liegt nun auf meinem Kopf, vibriert auch ein wenig – „erfährst du gerade die Spannung zwischen diesen beiden Punkten?“ Ja ich spüre sie, mein ganzer Körper beginnt in Spannung zu sein. Ganz still sitze ich um nichts zu versäumen –  „so, das ist also schon jenseits von Sex?“ „Ein wenig, aber wir werden mal weiter gehen – wenn  du möchtest  und bereit bist. Aber heute nicht.“

Langsam lösen sich unsere Hände und Körper voneinander . . . Noch lange bleiben wir einander gegenüber sitzen – Frieda verneigt sich mit zusammen gelegten Händen, „ich grüße dich, mein Geliebter.“ Und ich ebenso, „ich grüße dich, meine Geliebte.“

Langsam und versonnen gehen wir zu unseren Fahrrädern und rollen langsam talwärts, still und sehr achtsam.
. . .
„Laß uns am Freitag nachmittag mal zum Tuniberg fahren, mit unseren Rädern,“ sagt Frieda leise, während sie neben mir am Labortisch steht und in einer lila Lösung den pH-Wert bestimmt.


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